Ihr kennt das Problem: 20 Minuten Saxophon gespielt und die Unterlippe schmerzt schon, daß man denkt, man hätte sie bereits durchgekaut. Dabei muß das nicht sein. Viele erlernen ihre Ansatztechnik von Klarinettisten, die dem Irrglauben anhängen, Saxophon sei quasi das „Zweitinstrument“ zur Klarinette und hätte somit denselben Ansatz. Mit klarem Verstand betrachtet bleibt da nicht viel gemeinsames: Klarinette = zylindrischer Holzkorpus mit anderem Griffsystem und – anderem Ansatz! Der Klarinettist neigt nämlich zum „Lächeln“, während er spielt und das wird schnell unangenehm, da die vorherrschende Kieferspannung die Unterlippe stark belastet.
Die RINGSPANNUNG, die der Saxophonist quasi ausschließlich mit der Lippenmuskulatur erzeugt, ist deutlich belastungsfreier und ermöglicht es, die entstehende Schwingung im Rachenraum auf den Gaumen und über diesen in die Nebenhöhlen zu lenken – der Klang wird größer, fetter. Mit dem Laut „O“ (Engl. „Four“ sprechen“) beziehungsweise mit einer Lippenform, die in etwa dem Pfeifen entspricht (am besten einen tief und streng gepfiffenen Ton denken!) oder aber der berühmten Aussage der Queen „we are not amuuused“ (Mundwinkel nach unten!) werdet ihr schnell zum Ziel kommen: Das Kinn fällt nach unten, die Zunge sinkt in den Kehlsack, das Gaumensegel hebt sich. Die Lippen umschließen den Ansatz kreisförmig und fest, die Zunge berührt das Blatt von unten in einem Winkel von etwa 45 Grad. Dann Luftdruck aufbauen, der Kehldeckel bleibt IMMER geöffnet, Zunge lösen und der Ton erklingt augenblicklich.
Dann versucht, den Ansatz so weit zu lockern, bis der Ton exakt einen Halbton tiefer ist als gegriffen (z.B. H1 bis zum Bb1 fallen lassen), anschließend den Ton wieder bis zur gegriffenen Tonhöhe anziehen. So lernt ihr, daß der Ansatz flexibel sein kann und ihr euch nicht ins Mundstück verbeißen sollt. Für besonders harte Fälle: Das Mundstück um 90 Grad drehen, dann steht es völlig quer zum Mund. Jetzt versucht, einen Ton zu blasen, aber OHNE euch dabei total zu verrenken. Die Körperhaltung bleibt gleich nur den Kopf dürft ihr leicht drehen. Dann wieder in die ursprüngliche Haltung gehen – euer Ansatz ist deutlich lockerer geworden. Klar, weil die Kopfdrehung auch bewirkt, daß ihr das Kinn nach unten zieht, um überhaupt einen halbwegs normalen Ton spielen zu können!