Hugo Read

Hugo Read hat eine eigenständige Spiel-und Kompositionsweise entwickelt, in der sich neuer Jazz, Elemente der E-Musik und rhythmische Energie, akustische Basis und elektronische Beigaben zu einer eigengeprägten Klangwelt verbinden. Read, der sich als typischer Vertreter der neuen europäischen Jazz-Generation versteht und als solcher erklärtermaßen Grenzen zwischen Neuer Musik und Jazz überwinden will, gibt sich dazu als Komponist zumeist suitenhafte Formfolgen als Ausgangsbasis.

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Maximilian Shaikh-Yousef

In October 2012, Maximilian Shaikh-Yousef entered the bachelor’s program at the Music School of Mainz (JGU), which he finished in February 2017. For three years he performed with the Hessian State Youth Jazz Orchestra, which brought him to many countries and music festivals like South Africa, USA, the Joy of Jazz and Rheingauer Musikfestival.
Meanwhile he started to focus more into arranging and writing music for different instrumentations. 2016 his composition Wald was one of the selected compositions of the BuJazzO composition competition.

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D’Addario Saxophonblätter Select Jazz

Einen bekannten, ja sogar legendären Markennahmen im Verlauf einer Firmenübernahme einfach in den des Aufkäufers umzuwandeln, ist ein gewagtes Unterfangen. Wenn es sich wie in diesem Fall auch noch um einen äußerst namhaften Hersteller von Gitarrensaiten handelt, der eine Firma aufkauft, die seit Jahrzehnten für Saxophonblätter bekannt und eigentlich schon eine Legende ist, dann stellt sich die Frage: Weshalb bleibt man hier nicht einfach bei „Rico“? Zumindest scheint man diese Frage auch bei D’Addario noch nicht final geklärt zu haben, findet sich auf anderen Produkthüllen wie etwa den bekannten Rico Royal-Blättern immer noch der Name der Ursprungsmarke.

Marketing ist eigentlich kein Thema für einen solchen Test, doch es beschreibt ein wenig meine Gefühle, als ich die Packungen öffnete und an viele Jahre als Rico-Spieler zurückdenken musste. Nein, ich hebe jetzt nicht zum gern intonierten „Früher war alles besser-Chor“ an, sondern mache es kurz: Irgendwann nach der Jahrtausendwende wurden die Rico Jazz Select-Blätter einfach immer schlechter. Zunächst waren es nur zwei anstelle eines Blattes, das man nicht einfach aus der Packung nehmen und aufs Mundstück schnallen konnte. Ich war zu dieser Zeit eine Art „Zweit-Endorser“, stand also nicht in der ersten Reihe der unterstützten Musiker, sondern nahm die Blätter im Rahmen meiner Arbeit für Boosey & Hawkes beziehungsweise The Music Group – die damals Rico-Blätter im Vertrieb hatten – mit zu meinen Workshops und verteilte sie an neugierige Testpersonen. Dafür bekam ich die Blätter gratis. Was allerdings wenig bringt, wenn die Blätter nicht taugen.

So wurden aus zwei Blättern schnell vier Rohrkrepierer (welch’ hübsches Wort in diesem Zusammenhang) und ich holte mir einfach keine mehr in Nauheim ab, weil mir das Einspielen und Nachbearbeiten zu lange dauerte – und andere Hersteller auch sehr gute Blätter machen. Damals sogar bessere. Nun öffne ich also die Packung, lese D’Addario Select Jazz Unfiled und denke mit meiner schwarzen Seele, dass mir hier vielleicht jemand alten Wein in neuen Schläuchen verkaufen möchte. Dann lege ich das erste Blatt auf, spiele ein paar Minuten – und bin begeistert.

Zunächst schnell noch ein paar kurze Fakten: Getestet wurde mit einem Brancher E31 Metallmundstück, einem Brancher L29 Kautschukmundstück und schließlich – weil’s Spaß macht – auch mal mit einem Selmer S80 E. Die getestete Blattstärke war 3S: Auch D’Addario stellt diese Blätter in Drittelstärken her, also 3S, 3M und 3 H. 3M war durchaus noch machbar, aber 3S passt bei mir heute noch so gut wie damals. Gespielt habe ich auf einem Brancher Tenorsaxophon Sand-Lacquer, einem Brancher AG85, einem Selmer Reference 36 und einem Selmer Reference 54.

Woran merkt man, dass man alt wird? Die Verwendung des Wortes „Früher“ nimmt zu. Also: Früher war mein Sound eng mit der Firma Rico verbunden – nun hörte ich mich auf einmal wieder so, wie ich mich eigentlich seit vielen, vielen Jahren mal wieder hören wollte: Fetter, knackiger Sound, reiche, tiefe Mitten, sonore Mitten und vor allem präsente Höhen, die nie aufdringlich oder fies, sondern immer geschmeidig und transparent bleiben. Die Ansprache ist sehr direkt, die Intonation ausgezeichnet und die Flageoletts laufen wie geschmiert bis in höchste Höhen. Das nächste Blatt: Gleicher Effekt. Dann kommt ein absoluter Totalausfall mit muffig-dumpfem Sound, einfach zum Wegschmeißen miserabel. Doch anschließend sind zwei weitere Blätter bereit, direkt in mein Case zu wandern.

Dann geht es an die Blätter mit dem Zusatz Filed, was bei Rico für eine geschnittene Stufe vor dem Ausstich steht. Das kennt man meist von Blättern für die klassische Anwendung und früher waren die Filed-Blätter entsprechend dunkler, muffiger, gedeckter im Klang. Und heute? Klingen diese Blätter sogar noch kerniger, irgendwie präsenter und wie gemacht für jene Verbindung von Blues, Funk und Soul, die mir auf dem Tenor am liebsten ist. Wie verhält es sich mit der Haltbarkeit? Wie ist die Holzqualität? Ich belaste mehrere Blätter beider Schnitte durch wüstes, lautes Spielen in allen Lagen, bis die Blätter ordentlich durchnässt sind und lasse sie dann gnadenlos-lieblos auf einem Holztisch in der Sommersonne trocknen. Das Ergebnis: Sämtliche Blätter sind komplett glatt, die Blattspitze zeigt überhaupt keine Wellen.

Betrachtet man die Blätter genau, so ist zu sehen, dass der Ausstich bei den Unfiled-Blättern außergewöhnlich lang ist, während die Filed-Variante mit etwas weniger auskommt. Es ist also keinesfalls nur die Stufe, die hier den klanglichen Unterschied macht. Außerdem wirbt D’Addario bei beiden Schnitten mit der enormen Dicke des Grundmaterials, die für den besonders fetten Sound zumindest mitverantwortlich sein soll.

Das gilt auch für die Altsaxophon-Blätter, die ich mit einem Brancher B27 Metall-Mundstück, einem Vandoren A35 Kautschuk-Mundstück aus der V5-Serie und einem Brancher J25 Metall-Mundstück getestet habe. Mit dem B27 geht es noch mehr in Richtung David Sanborn, also aggressive Höhen und fette Mitten, mit dem J25 klingt mein Instrument dann eher nach Eric Marienthal oder je nach Spielweise auch wie Grover Washington Jr. Mit dem Vandoren-Mundstück, das ja gerade so zwischen Klassik und Jazz arbeitet, bieten sich je nach Spielweise diverse Möglichkeiten irgendwo im Bereich zwischen Paul Desmond und Cannonball Adderley – flexibel sind die Blätter also auch. Den Test, die Blätter einfach lose in der Sonne trocknen zu lassen, haben auch diese mit Bravour bestanden. Der Ausschuss beträgt bei den Altsaxophonblättern ebenfalls 20% – in einer Packung mit 10 Blättern finden sich zwei, die überhaupt nicht zum Rest passen und grußlos in die Rubrik „Teurer Grillanzünder“ wandern.

Haptisch hat sich nicht viel geändert, die Blätter bekommen hier eine gute Note 2, sind angenehm glatt, es würde allerdings noch einen Hauch glatter gehen – hier hat AW einfach die Nase vorn. Ansonsten hat mich D’Addario tatsächlich gerockt, denn für Blues, Jazz, Funk oder Soul (und natürlich auch für Schlager oder Folk) bekommt der Saxophonist nun wieder eine Alternative zur Hand, die den Zusatz „Select“ definitiv verdient. Bleibt zu hoffen dass es bei dieser ausgezeichneten Qualität bleibt!