Blätter – unsere Empfehlungen

Am Markt gibt es eine immer größere Auswahl an Blattherstellern, die tatsächliche Auswahl ist oft aber wegen Lieferproblemen der kleineren Hersteller geringer, als man annimmt. Gutes Holz ist absolute Grundvoraussetzung für ein gutes Blatt und entsteht tatsächlich beim Wachsen. Was beispielsweise in einer Plantage mittels Düngung hochgepäppelt wurde kann nicht jene gleichmäßige, belastbare  Struktur bekommen, die ein wild und dementsprechend langsamer gewachsenes Blatt aufweist. Wobei hier natürlich nicht das Blatt, sondern eine Pflanze mit dem lateinischen Namen Arundo Donax wächst. Die liebt mediterranes Klima und so bemühen sich zahlreiche Hersteller um den Eindruck, ihr Rohmaterial würde ausschließlich aus dem Mittelmeerraum stammen. Was schon angesichts der benötigten Menge nicht sein kann, aber auch in anderen Ländern gibt es klimatisch ideale Regionen, um diese dem Schilfrohr verwandte Pflanze zu kultivieren.
Problematisch wird es erst, wenn Holz aus verschiedenen Regionen gemeinsam verarbeitet wird. Arundo Donax reagiert nämlich ähnlich sensibel wie Wein auf seine Umgebung und so ist Holz aus der Provence schon ganz anders, als jenes aus der französischen Var-Region. Kleine Hersteller wie Alexander, Francois Louis oder Brancher, aber auch ein größerer Hersteller wie Gonzalez können tatsächlich darauf verweisen, nur regional eingrenzbares Holz zu verarbeiten und wie wichtig das ist, merkt man spätestens beim Vergleich der unterschiedlichen Blätter innerhalb einer Packung.
Den Massenmarkt teilen sich die Hersteller Rico inklusive der Marken La Voz und Hemke sowie Vandoren. Die Spitzenklasse bei Rico sind für Jazz- und Popmusiker die Blätter namens Rico Jazz Select, für Klassiker die Blätter Grand Concert, die im Vergleich zu Vandoren etwas leichter ausfallen. Die Jazz Select-Blätter bestechen durch Gleichmäßigkeit von Blatt zu Blatt, eine sehr gute Holzqualität und genauen Schnitt, der langwieriges nachbearbeiten erspart. Die Blätter namens Rico Royal sind in Sachen Qualität gerade noch tolerierbar, während die „normalen“ Ricos arg schlecht sortiert sind. La Voz unterteilt seine Blattstärken nicht nach Zahlen sondern von Soft bis Hard. Die Qualität der Blätter schwankt stärker, als bei der Mutterfirma Rico, aber mit entsprechendem Bearbeitungsaufwand kommt man zu befriedigenden Ergebnissen. Hemke schließlich sind eigentlich empfehlenswerte Blätter mit einem klassischen Schnitt, die aber von Liebhabern eines warmen Jazzklangs ebenfalls geschätzt werden.
Vandoren ist die zweite Macht im Markt – auch in Sachen Qualität. Hier gibt es keine Einsteigerblätter, sondern nur verschiedene Blattschnitte, die für die unterschiedlichen Spieltechniken entworfen wurden. „Blau“ (oder auch Paris genannt, dabei meint das nur den Sitz der Firma) für die Klassik, drei verschiedene Schnitte namens Java, Jazz sowie Java Red Cut für Jazz und V16 für Rock und Pop. Alle Blattsorten sind hervorragend und ausgeglichen, wenn man auch bei Vandoren saisonal immer wieder Schwächen bei der Holzqualität bemerken kann.
Brancher ist ein kleiner Hersteller, der in den letzten Jahren neu auf den Markt gekommen ist – ausgezeichnete Blätter aus garantiert wild gewachsenem Holz, die für Freunde des jazzigen Grundsounds genau das richtige sein dürften. Der Klassikschnitt namens Opera ist eine sehr gute Alternative für alle, denen Vandoren zu fest und Hemke zu leicht ist. Alexandre ist eine weitere interessante Blattmarke mit charakteristisch-warmem Grundsound und schönem Metalletui, das Gleiche gilt für die Blätter von Francois Louis. Während die drei genannten auf französisches Rohmaterial zurückgreifen, produziert Gonzalez in Argentinien hervorragendes Holz für ebenso gute Blätter.
An dieser Stelle sollen die Kunststoffblätter Fiberreed von Hartmann nicht unerwähnt bleiben: Die Dinger halten fast ewig, klingen allerdings sehr hart und wuchtig.Für ambitionierte Rocker und Funker eine Versuchung wert! Außerdem sind mit Forestone und Legère zwei ausgezeichnete Hersteller von Kunststoffblättern am Markt, die uns beide jedoch nicht davon überzeugen können, ihre Produkte nachhaltig zu verwenden. Und hier kommt nämlich ein wichtiger Hinweis: Kein Blatt ist ein gutes Blatt, wenn es nicht ungefähr so klingt, wie ihr es euch vorstellt. Natürlich ist der Einfluss des Spielers enorm wichtig, doch was nicht passt, muss hier schlussendlich auch nicht passend gemacht werden – dafür gibt es ja ausreichend Auswahl!
Am Ende entscheidet natürlich euer Geschmack und wenn ihr mal was nNeues (und Gutes) auftreiben solltet, lasst es uns wissen!